Zum ersten Mal...

Die Kohlen im Brazier knacken, während kleine Funken durch die Luft wirbeln und das Feuer unsere Stockbrote erwärmt. Damit hätte ich wohl normalerweise am ehesten noch spätabendliche Zeltlagerrunden am Lagerfeuer verbunden. Hier in Sambia haben wir so gemeinsam unser kleines Sankt Martins Fest gefeiert. Statt Weckmännern haben wir uns zwei Töpfe mit Stockbrotteig geteilt, Sankt Martin wurde zu „Saint Martin“ und die zuvor selbstgebastelten Laternen trugen Bilder von Hacken oder Blumensträußen. Es war ein richtig schöner Abend, und sogar unser kurzerhand noch ins Englisch übersetzte Sankt Martins Lied wurde von allen Beteiligten laut und fröhlich mitgesungen. Einen Monat später gehört es neben dem Independence-Day-Song und dem „Mukuwa Mukuwa“ (Weißer, Weißer) Lied, bei dem statt Mukuwa nacheinander alle Namen der Anwesenden eingesetzt werden, zu den Top 3 der meist gesummtesten Lieder :-) Vorgestern haben wir angefangen, zusammen ein wenig Weihnachtsschmuck fürs Jugendzentrum zu basteln, für nächste Woche steht Plätzchen backen auf dem Programm.


Maimbo mit ihrem Weihnachtsstern



Stockbrot überm Brazier an St. Martin





Im Zuge des GEPP Projekts konnten Susanne und ich ein paar Schulen im Umkreis besuchen, die mit dem GEPP Projekt zusammen arbeiten und durften dort gemeinsam mit Jeff sogenannte „Life-skill-Trainings“ durchführen. Hauptthemen dieser Trainings waren Einheiten zu Abstinenz und wie die SchülerInnen sich vor zu frühem oder ungewolltem Sex schützen können, außerdem wie der HI-Virus wirkt und sich übertragen kann. Auch für uns Freiwillige war Platz, eigene Ansichten und Themen, die uns wichtig waren, miteinzubringen. Was besonders auffällig war, war der Unterschied der SchülerInnen in ihrer Art und Weise mit uns zu interagieren und dem Zustand der Schule im Allgemeinen, je nachdem ob die Schule besonders ländlich oder eine „Stadt-Schule“ war. Leider konnte immer nur eine von Susanne und mir teilnehmen, so dass ich nur an zwei Schulen dabei sein konnte, dennoch haben mir diese Trainings Spaß gemacht und einen interessanten Einblick in die sambischen Schulverhältnisse gegeben.



Hühnchen rupfen
Zwischen Jugendzentrumsaktivitäten und den Erlebnissen unserer wochenendlichen Reisen hat sich schließlich der Dezember eingeschlichen. Von seinen 30 Grad mit prallem Sonnenschein haben wir uns nicht abschrecken lassen und zusammen mit zwei Freiwilligen aus Choma, Jonas und Johanna, am Samstag vor dem 1. Advent bei schöner Weihnachtsmusik Vanillekipferl und Ausstech- (oder eher Ausschneid-) plätzchen gebacken. Klingt ziemlich weihnachtlich, fühlte sich aber weniger danach an. Später haben wir im Garten fürs Abendessen noch ein Huhn geschlachtet. Für mich war es das erste Mal, die Schlachtung eines Tieres live mitzuerleben. Daher habe ich das ganze erstmal aus sicherer Entfernung beobachtet und dann beim Federn rupfen geholfen. Nachdem die Innereien entfernt wurden, konnte es in seine Einzelteile zerlegt werden, um später in der Pfanne gebraten zu werden. Es war wirklich lecker und während des Essens irgendwie ein komisches Gefühl zu wissen, wie das Huhn noch vor ein paar Stunden ausgesehen hat. Allerdings hat mich ihre Hühnerhaltung angesteckt, und so werde ich am Sonntag wohl mein erstes eigenes Huhn schlachten. Wenn das gut geht, sind eigene Hühner in unserm Garten das nächste Projekt.








Die Sambia-Familie am Karibasee :-)
Abgesehen davon fanden in den Tagen zuvor zwei weitere erste Male statt: ich habe einen Kopf voller kleiner geflochtener Zöpfe bekommen, die so schwer sind, dass ich mittlerweile wohl einen Stiernacken bekommen habe und durfte anlässlich Susannes Geburtstags mit dem Projektauto ohne weitere Begleitung eines KDF-Mitglieds zum Karibasee fahren. Beides waren ziemlich coole Erfahrungen. Für meine neuen Haare saß ich geschlagene 12 Stunden auf der Terrasse meiner Nachbarin, was eine sehr spontane Entscheidung war und ich daher im Vorhinein nicht wusste, wie lange es im Endeffekt dauern würde. Da sie Extensions in mein echtes Haar eingeflochten hat, waren meine Haare um die 20 Zentimeter länger als normal und bildeten einen Teppich, unter dem es viel zu heiß geworden wäre, wenn ich sie offen getragen hätte. Nichtsdestotrotz habe ich sehr viel Lust, die leider nach 2 ½ Wochen schon ziemlich weit rausgewachsenen Zöpfe noch einmal auszuprobieren (wenn es etwas kühler geworden ist).
Unsere Unabhängigkeit hinsichtlich des Autofahrens hat uns die Möglichkeit gegeben, unseren Mitfreiwilligen ein wenig mehr von unserer Umgebung zu zeigen, die sambischen Schotterwege zu erleben und am Sandstrand des Karibasees die schwüle Brise zu genießen, der uns wohl alle, trotz Schwimmverbot wegen Krokodilen und Nilpferden, ans Meer erinnert hat.


Abschließend ist am Anfang der letzten Woche mein erstes Päckchen in Sinazeze angekommen! Wider jeglicher Erwartungen, da das Paket schon drei Monate zuvor in Deutschland losgeschickt wurde, erhielt ich einen Anruf vom Postoffice, es sei fertig zum Abholen. Ich konnte es echt nicht glauben und genieße die Teeauswahl, die sich damit um mehr als das doppelte erhöht hat und freue mich sehr über die Lichterkette, die ich mir irrationaler Weise schon in Deutschland zugelegt habe und die nun endlich eine Verwendung auf unserer Veranda gefunden hat. Was eine perfekte Nikolaus-Überraschung!

Blick auf unser Haus - man beachte die Lichterkette!

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